Innere Antreiber – Wie wir mit unseren Mustern Stress verstärken

Was sind innere Antreiber?

„Jan kann sehr viel leisten. Aber jetzt in der Hochphase des Projekts kann er nicht mehr alles alleine schaffen. Das Problem dabei: Jan kann nichts an Kollegen abgeben. Und so gerät er unter Stress. Aus diesem Teufelskreis kommt er nicht mehr raus. Manchmal tut er mir richtig leid.“ Das waren Sätze einer Führungskraft über ihren Vorgesetzten während einer gemeinsamen Projektarbeit.

Jans Primärantreiber lautet: „Sei stark“. Wir alle haben Muster, die zu unseren Stärken zählen. In herausfordernden Situationen aber können wir gerade mit diesen Mustern unseren Stress noch verstärken. Glaubenssätze treiben uns an – gleichzeitig werden sie in Drucksituationen zu unseren Stolpersteinen.

Innere Antreiber sind Persönlichkeitseigenschaften, die unser Denken, Fühlen und Handeln bestimmen. Das Konzept stammt aus der Transaktionsanalyse (Taibi Kahler, Bernd Schmid, u.a.). Sie analysierten, wie Menschen miteinander kommunizieren und beobachteten dann ihr Verhalten. Daraus entwickelten sie die Typologie der fünf Antreiber:

„Sei stark.“

„Sei perfekt.

„Mach es allen recht.“

„Streng dich an.“

„Mach schnell.“

Wie entstehen Antreiber?

Jeder Mensch hat alle Antreiber in sich. Bei den meisten Menschen ist aber mindestens einer davon besonders aktiv oder stark ausgeprägt – das sind Primärantreiber. Die stärkste Ausprägung des Antreibers tritt unter Stress oder in Zusammenhang mit anderen Menschen auf.

Der Ursprung, welcher Antreiber sich besonders entwickelt, liegt in unserer Kindheit. Wir lernen schon früh bestimmte Verhaltensweisen und verinnerlichen Glaubenssätze. Wer in der Kindheit oft hörte – „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“, „Gefühle zeigen ist eine Schwäche“ oder „Nur die Harten kommen in den Garten“ gehört hat – hat wahrscheinlich einen besonderen „Sei stark!“-Antreiber.

Wie wirken Antreiber?

Hinter jedem Antreiber steht eine positive Eigenschaft: Mühe, Perfektion, der Wunsch nach Harmonie, Fleiß oder Schnelligkeit.

Bei den Antreibern gilt aber: Die Dosis macht das Gift. Zu viel von einem Antreiber verursacht Druck und das wirkt in stressigen Situationen als zusätzlicher Verstärker. Unser stärkster Antreiber wird durch Stress befeuert und gleichzeitig verstärken wir den Stress durch unsere Glaubenssätze und automatischen Handlungen. Wir geraten in eine Abwärtsspirale, die im schlimmsten Fall über einen längeren Zeitraum in einem Burn-Out enden kann.

Was können wir tun?

Wir können uns bewusstmachen, welche Antreiber uns beeinflussen und wie sie uns beeinträchtigen können! Somit können wir sogenannte “Erlauber” formulieren, um besser mit den Antreibern und am Ende mit uns umzugehen.

Erlauber sind Glaubenssätze, die dem inneren Zwang etwas entgegensetzen. Jeder einzelne Antreiber hat entsprechende Erlauber oder „Konter-Glaubenssätze“, die helfen können, den dadurch ausgelösten Stress zu verringern. Hier einige Beispiele:

Sei stark Ich darf Gefühle zeigen.

Ich darf meine Wünsche mitteilen.

Ich darf um Hilfe bitten.

Ich darf Hilfe annehmen.

Sei perfekt Ich darf Fehler machen.

Andere haben auch Schwächen.

Ich bin wertvoll und gut genug so, wie ich bin.

Ich muss nicht alles wissen.

Mach es allen recht Meine Bedürfnisse und Wünsche sind auch wichtig.

Ich muss nicht von allen geliebt werden.

Ich darf nein sagen.

Ich habe die längste Beziehung mit mir selbst.

Streng dich an Arbeit darf Spaß machen.

Ich darf mich auch entspannen.

Meine Kraft gehört mir.

Ich darf es mir leicht machen.

Mach schnell Ich darf mir Zeit lassen.

Ich darf Pausen machen.

Ich darf mir Zeit für mich nehmen.

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